Gebühren

Irgendwann zu Beginn des 3. Jahrtausends…

Ein Konferenzraum. 11 Männer in dunklen Maßanzügen. Ein Radioempfänger. Ein Problem.

(Die Männer reden durcheinander, bis sich der Mann am Kopfende räuspert. Alle verstummen.)

MaK: Guten Tag meine Herren Intendanten und besonders begrüße ich den Vertreter der Deutschen Welle…

Radio: Danke, Herr…

MaK … zu dieser außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsgremiums der ARD. Meine Herren, wir befinden uns in einer Krise! Das Geld verschwindet einfach und unser Auftrag ist ernsthaft in Gefahr. Wie sollen wir Qualitätsfernsehen …

Radio: … und Radio …

MaK: … machen, wenn für unsere Produktionen kein Geld da ist? Ich bitte um Vorschläge.

Bayrischer Rundfunk: Wir könnten die Gebühren erhöhen.

(Zustimmendes Gemurmel)

MaK: Gebührenerhöhungen sind immer gut. Aber die Leute werden langsam unruhig. Die letzte Erhöhung war schließlich erst vor drei Monaten.

(Verächtliche Rufe und „Na und?“-Gemurmel)

Hessischer Rundfunk: Es drücken sich bestimmt viele vor dem Bezahlen. Wir sollten der GEZ mehr Rechte einräumen. Hausdurchsuchungen, Daumenschrauben und so.

(„Hört! Hört!“-Rufe)

MaK: Das können wir bei der Sozi-Regierung, die wir haben nicht machen.

BR: ‚Sakra!

Norddeutscher Rundfunk: Wir könnten eine Studie in Auftrag geben, die feststellen soll, wo das Geld bleibt.

(Erstauntes Raunen. Der Vertreter des HR wirft etwas von „Saarländischen Tatorten“ in die Runde. Alle reden durcheinander)

MaK: Ruhe bitte. Also einverstanden. Wir vertagen uns und lassen eine Studie anfertigen, die unsere finanzielle Situation analysieren soll.

(Alle ab)

Radio: Kann mal jemand…? Hallo? Ich möchte auch gerne nach Hause. Hallo?

Ein Jahr später. Alle sind wieder im Raum, nur das Radio fehlt.

MaK: Und? Was sagen die Eierköpfe?

(pflichtschuldiges Kichern)

Süd-Westdeutscher Rundfunk: Wir haben sofort nach unserem letzten Treffen eine Task Force gebildet, die ein Gremium einberief, dass eine Vorlage erstellte, die wir dann an ein führendes Wirtschaftsforschungsinstitut weiterleiteten, dass mehrere Umfragen erstellte, die dazu führte, dass gezielte Studien angestellt wurden. Das (er gibt ein Zeichen und zwei Handlanger bringen ein Buch mit ca. 5000 Seiten im Folio-Format) ist das Ergebnis.

MaK (ist beeindruckt): Und was steht drin?

SWR (nimmt einen DIN A4-Zettel und liest ab): Wir verschwenden Geld!

(großer Tumult, Geschrei, der Vertreter des BR droht dem Vertreter des SWR eine Tracht Prügel an)

Zweites Deutsches Fernsehen: Meine Herren, meine Herren. Beruhigen sie sich. Das, was mein verehrter Kollege da hat, so sehr ich die Anstrengung bewundere, ist ja nur eine Meinung. Wir vom ZDF haben nach unserer letzten Sitzung ebenfalls eine Task Force gebildet etc. pp. und unsere Studie kommt zu dem Ergebnis (er liest von einem Zettel ab) Früher war alles besser. (Er errötet) Oh.

Radio Bremen (höhnisch): Klar, dass Sie das sagen, bei Ihrem Klientel. Wir von RB haben eine Task Force gebildet usw. usf. Und wir haben hier die Lösung unserer Probleme. Die Experten sind auf eine einfach wie geniale Lösung gekommen.

(alle lehnen sich vor)

Nacktfotos von Tatort-Kommissaren!

(alles jubelt. Champagner wird gebracht, der Mann aus Bremen wird auf den Schultern um den Tisch getragen)

Später. Der gleiche Raum. Nur einer der Männer fehlt.

MaK: Und sie haben die „Palü“-Bilder nicht mal der „Praline“ ancdrehen können?

Saarländischer Rundfunk (deprimiert): Nein.

MaK: Was ist mit der Frau da aus, äh, Ludwigshafen. Wie heißt sie noch?

HR (gehässig): Die Lesbe!

MaK: Genau. Was ist mit der?

SWR: Die Zicke wollte sich nicht ausziehen.

MaK: Kann man da nicht…? Vertrag?

SWR: Es steht leider nichts im Arbeitsvertrag von Ausziehen.

Westdeutscher Rundfunk: Der Liefers will.

MaK: Der Liefers will immer! Wir haben ihn jetzt aber schon als Kalender, auf Kugelschreibern, Strip Poker für den PC…

ZDF: Der „Playboy“ wollte Carmen Nebel nicht. Unverständlich.

WDR: Fernsehen wird eben immer unbeliebter. Selbst die schärfsten Hunde bei unserer GEZ stellen immer öfter fest, dass es wirklich keine Fernseher oder Radion in den Wohnungen gibt.

(ungläubiges Raunen)

BR: Daran sind nur die damischen Privaten und deren Schund schuld.

Rundfunk Berlin Brandenburg auch „Der Kleine“ genannt (weint): Was soll ich denn tun? Meine Mutter hat immer gesagt: Werd‘ Intendant. Fernsehen gucken die Leute immer.

BR: Reiß di Z’samma, Herrgottsakra! Erhöhen wir also nochmal die Gebühren.

MaK: Das wird nicht einfach. Die Politiker sind fast wieder im Wahlkampf. Aber egal, irgendwo muss das Geld ja herkommen.

Später im gleichen Jahr. Alle Männer bis auf den Intendanten des HR sind im Raum.

MaK Meine Herren, das war hart. Wirklich wirklich hart. Ich befürchte, dass es in diesem Jahrzehnt keine Erhöhung mehr gibt. Die Politiker haben die Stirn besessen, unsere Empfehlung zu ignorieren und uns weniger als einen Euro aufschlagen lassen.

(Kollektives Schlucken. Ungläubige Blicke.)

MaK: Wir müssen mittlerweile wirklich in Betracht ziehen. (Er verzieht das Gesicht angewidert) … zu ….. sparen!

(Tumult. Rufe. Der Intentant des RBB wird grün im Gesicht und rennt aus dem Raum)

MaK: Meine Herrem, meine Herren! Ich bin mir sicher, dass wir einen Konsens finden werden. Die „Sendung mit der Maus“ kann sicher gekürzt werden, oder die Polit-Magazine, die eh keiner guckt..

RB (erleichtert): Ach Sie meinten am Programm sparen! Gott sei Dank.

(Alle lachen erleichtert auf und setzen sich wieder. Da kommt der HR-Intendant durch die Tür. Er hat ein Laptop dabei.)

HR (gut gelaunt): Meine Herren! Ich habe hier die Lösung unserer Probleme!

ZDF zu MDR: Sowas habe ich schonmal gesehen. Das ist viel besser als ein Taschenrechner. Das spielt auch Musik.

HR (fummelt am Laptop rum, plötzliche erscheint auf dem Monitor das „Tagesschau“-Logo.)

(„Aaahs“ und „Ooohs“)

MaK: Toll HR. Sie können auf Ihrem Laptop fern sehen. Wir sind beeindruckt. Aber können wir jetzt …

HR (verärgert): Mensch, wissen Sie nicht, was sie hier sehen?

MaK: Die Tagesschau. Habe ich schon mal, wenn auch in besserer Qualität, gesehen. Der Hofer hatte auch schon mal ne hübschere Krawatte. Was soll das jetzt?

HR (schreit fast): Geld! Sie sehen Geld, Sie Idiot! Was glauben Sie, wie viele Leute da draußen, die keinen Fernseher haben, auf ihren Rechnern fernsehen?

(Stille. Alle Intendanten sitzen wie erstarrt.)

MaK (leise zu sich): Und betrügen uns um unsere Gebühren?

HR (begeistert): Ja!

BR: Kann man auf jedem Computer ….

HR: Mit ein paar Zusatzkarten und etwas Geschick. Aber bald kann man auch über das Internet Fernsehprogramme empfangen.

ZDF: Ich habe gehört, zur WM im nächsten Jahr soll es sogar Handys geben, mit denen man fernsehen kann. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Handys es da draußen gibt?

(Jubel. Begeisterung.)

Der Rest ist Geschichte. Ab dem 1.1.2007 muss jeder Haushalt, in dem kein Fernseher angemeldet ist, der aber einen oder mehrere PCs enthält die GEZ-Gebühren von (noch) € 17,03 abführen. Das gleiche gilt für Internet-fähige Handys, also fast alle ab ca. 2004 hergestellten.

Wer dagegen ist, kann sich bei Internet-Protest in eine digitale Unterschriftenliste eintragen.

Ob es sich so abgespielt hat, weiß ich natürlich nicht. Alle Ähnlichkeiten mit real existierenden Intendanten sind natürlich ungewollt und rein zufällig.

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