EVE Online: lolRP*


Ich habe mich hier ja schon seit längerem als Rollenspieler geoutet. Allerdings auch gleich als „klassischen“ P&P-Rollenspieler. Aber auch wenn die meisten Computer-“Rollenspiele“ reine Zahlen-Steigerungsmaschinen sind, die auf den Belohnungsinstinkt zielen, kann man in ihnen mit etwas Phantasie seine Rollenspielvorliebe ausleben. EVE Online ist als Sandbox-Spiel besonders geeignet, denn man kann nicht nur, man muss seine eigene Geschichte spielen. Auch wenn die meisten, ähem, harten Jungs in EVE Rollenspieler verachten und seltsam finden. Heute gestehe ich: Ich bin ein lolRPer!

Rollenspiel in EVE (und den meisten anderen Online-Spielen, läuft wie im „echten“ RPG über Kommunikation ab. Man erzählt anderen Spielern, wie toll sein Volk sei, wie überlegen die Technologie und wie minderwertig andere Völker sind. In EVE organisieren Rollenspieler sich zudem in „reinen“ Corps, die nur die Schiffe der eigenen Rasse fliegen. Besonders gerne werden Amarr und Minmatar rollenspielerisch erforscht. Der Konflikt zwischen der Curatores Veritatis Allianz (Amarr) und den Ushra’Khan (Minmatar) ist legendär in EVE. Auch wenn sie, natürlich, nur lolRPer sind.

Als ich Skeltem 2006 erschuf, war ich gerade in meiner kurzen Warhammer 40k Phase. Deswegen zogen mich gleich die faschistischen Religionsfanatiker vom Reich der Amarr an. Außerdem fliegen sie goldene Schiffe und schießen mit Lasern. Ich meine: mit LASERN! Skeltem war ein Soldat aus der amarrischen Flotte und dem Reich, Gott und der amarrischen Rasse fanatisch ergeben. Entsprechend sahen seine ursprünglichen Werte aus: Sehr hohe Willenskraft, sehr niedriges Charisma und der Rest Durchschnitt. Dann kämpfte Skeltem erst mal nicht gegen die Feinde des amarrischen Sternenreiches, sondern gegen EVE selber.

Lernkurve von EVE Online2006 war EVE noch furchtbar für neue Piloten. Die Lernkurve legendär steil und alles in allem undurchschaubarer als die Politik der schwarz-gelben Koalition. Bevor ich also meine eigene Geschichte schreiben konnte, musst ich mich mit dem Spiel auseinander setzen. Nicht nur das UI, das grottig war und erst jetzt langsam verbessert wird und die undurchschaubaren Spielmechanismen waren Anfängern ein Graus. Auch dass man mitten hinein geworfen wird in ein feindliches Universum, in dem man viel machen kann, aber nur wenn man eine Idee hat, was man machen will.

Skeltem war, und ist, Soldat, also wollte ich einen Kampfpiloten machen. Wegen meiner Taubheit kann ich aber keine Voicecomms benutzen. Das schloss PvP von vorneherein aus, dachte ich. Also schloss ich mich einer Industriecorp, Mare Stellaris, an. Was ein Fehler war. Weder Skeltem noch ich interessieren sich für Mineralienpreise und Blaupausenkopien.Nach dazu zog die Corp in den Raum der den Amarr feindlichen Minmatar und Skeltem fühlte sich wie der einzige Palästinenser im Kibbuz. Plus: Ich war einfach nicht bereit für das 0.0 – keine-Sicherheit – Gebiet.

Ich verließ die Great Wildlands, Mare Stellaris und EVE selbst. Frustriert.

Ein paar Monate später erfasste meine Trident-Community das EVE-Fieber. Wir gründeten die „Trident Future Technologies“ und hatten schnell eine passable Anzahl von angehenden Raumpiloten zusammen. Ich machte mit den anderen einen neuen Anfang, diesmal im Amarr-Raum. Diesmal wollte ich es richtig machen. Auch rollenspielerisch.

Im zweiten Teil erzähle ich, wie aus einem Fanatiker ein Geläuterter werden kann, der matarische Waisenhäuser unterstützt.

* lolRP: EVE-spezifische Beleidigung für Rollenspieler. Zusammengesetzt aus den Akronymen LOL (laughing out loud) und RP (role playing) – Spinner

Das Leid an der Kultur


Meine nächste „große“ Miszelle heißt „Leidkultur“ und beschäftigt sich, wie der Name dezent andeutet mit der „Leitkultur“ Schimäre. Aber bevor ich in medias res gehe, will ich etwas wichtiges geklärt haben: wtf ist eigentlich „Kultur“?

Ok, das waren jetzt genug Gänsefüßchen in einem Absatz. Ab hier setzt einfach eure eigenen, ok?

Als Erstsemester der Ethnologie bekommt man eben diese Frage um die Ohren gehauen. Ethnologie als Wissenschaft fremder Kulturen (jede Menge Gänsefüßchen-Material hier) beschäftigt sich mit nichts anderem. Aber wenn man meint, dass die Ethnologie, oder jede andere Kulturwissenschaft, eine griffige Definition ihres Gegenstandes hat, ist man ziemlich auf dem Holzweg. Der letzte Nebensatz war übrigens Kultur in Reinform. Aber weiter.

Als unbedarfter Student mit großen Augen und dem Wunsch, die Welt zu erklären und möglichst ein bisschen besser zu machen bekommt man erst einmal ein nettes Buch zu lesen. Das Buch heißt schlicht „Culture“ (ok, ein paar Gänsefüßchen ….) wurde von den amerikanischen Ethnologen A.L. Kroeber und C. Kluckhohn verfasst und enthält nicht weniger als 300 Definitionen von „Kultur“. Das ist Wahnsinn!, denkt sich der Erstsemester. Wahnsinn? Das ist WISSENSCHAFT!

Wenn dann der erste Schock nachgelassen hat, lernt man, dass, in der Tat, Kultur eine sehr schwammige Sache ist. Aber auch sehr konkret. Kultur umfasst Dinge (materielle Kultur), Beziehungen zwischen Menschen (Sozialkultur), Ideen (keine Idee), Sprache (Sprachkultur) und letztlich alles, was Menschen machen, denken und sie von anderen Menschen in anderen räumlichen Zusammenhängen (das ist wissenschaftlich für „Gegend“) unterscheiden.

Als Kulturwissenschaftler schaut man sich eine Gegend an. Schaut, was die Menschen dort so machen oder nicht machen oder sich gegenseitig aufs Strengste verbieten zu tun, es aber trotzdem irgendwie tun. Guckt, welche ihrer Nachbarn das machen. Man lernt, wie eine Gruppe „Cousin“ sagt, oder stellt fest, dass es für jedes Kind der Elterngeschwister andere Bezeichnungen gibt, je nachdem ob sie vom Vaterbruder, der Mutterschwester oder aus einem anderen Clan sind. Man schaut sich an, was für Körbe sie flechten oder ob sie Tupperware bevorzugen. Sieht sich ihre Fernsehprogramme an, hört ihre Musik, lacht, oder nicht, über ihre Witze. Nimmt ihre Drogen, isst ihr Essen, trinkt ihren Alkohol, notiert, was sie tun, wenn ihnen schlecht ist. Begleitet sie zur Arbeit, feiert ihre Feste, beschreibt, was sie glauben oder auch nicht. Was ihre Nachbarn von ihnen halten, was sie von ihren Nachbarn halten. Wenn man also im Grunde das Leben der Menschen eines bestimmten Ortes beschrieben hat und es vielleicht mit dem Leben bei uns, wo immer das ist, vergleicht hat man eine Kultur erfunden.

Der Ethnologe Roy Wagner hat, treffend wie ich finde, Kultur als einen Prozess beschrieben. Dieser wird von den Menschen selbst in Gang gehalten, indem sie sich über ihre Leben austauschen. Um der Komplexität ihrer Welt gerecht zu werden benutzen sie Symbole, denen sie Bedeutung geben. „Vernunft“, zum Beispiel. Was vernünftig ist, bestimmt der kulturelle Konsens. Vernunft an sich gewinnt Bedeutung durch den Wert, den eine bestimmte Kultur ihr zuweist. So ist Vernunft in Europa zum Beispiel wichtiger als in den USA, wo es andere Symbole gibt, denen mehr Bedeutung gegeben wird. Ähnlich wie Wagner haben auch der deutsche Philosoph Jürgen Habermas und der Soziologe Niklas Luhmann auf die kommunikative Erzeugung von Kultur (oder Gesellschaft via sozialer Systeme bei Luhmann) hingewiesen.

Der andere Punkt, in dem sich fast alle Kulturwissenschaftler einig sind: Kultur verändert sich andauernd. Dazu muss man eigentlich nicht mehr viel schreiben, oder? Trotzdem ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass Kultur kein statisches Gebilde ist, sondern ein stetiger Prozess.

Also, Kultur.

  1. Alles, was Menschen so machen, sagen, denken im Gegensatz zu dem, was andere Menschen machen, sagen, denken. Die Grenzen, die um Menschengruppen gezogen werden, müssen irgendwie sinnvoll sein.
  2. Kulturen sind Erfindungen. Einerseits der Leute, die zu den Kulturen gehören. Andererseits der Leute, die sie beschreiben. Die Ersteren können Letztere sein.
  3. Kultur verändert sich. Mit jeder Folge neuen Folge „Dschungelcamp“, mit jeder Bundestagsrede, Rechtschreibreform, Revolution, Evolution, Devolution, Schulbuch, Theateraufführung, Windowsversion, Apple-Gadget, Kinderlied oder Blogeintrag.

Danke, dass ihr bis hier durchgehalten habt 😉

9.1.2011: Braaaaaaaiiiiiiinnnnnnnsssss …


Hallo alle.

Zombies sind wieder in! Nicht erst seit Resident Evil: Afterlife, das an und für sich schon untote Sequel einer Reihe, die nach einem relativ starken Auftakt ins Bodenlose fiel.

Nein, man findet sie überall. Hier z.B. oder hier und auch hier!  Ich habe irgendwo gelesen, dass die Horrorfiguren die Ängste ihrer Zeit widerspiegeln. Freddy Kruger z. B. war der beste Schutz vor AIDS, da die Überträger/innen schon im Jugendalter abgemackelt wurden und Promiskuität gilt ja spätestens seit der SCREAM-Reihe als sicherer Weg zu kurzen, heftigen Leibschmerzen mit folgendem Exitus.

Nun also mal wieder Zombies. Was will uns der Gruselfilm sagen? Wir brauchen mehr HIIIIIIRRRRRNNNNN!!!! Dass es in Deutschland im letzten Jahr den ersten Zombiestreifen aus Heimproduktion gab, war übrigens ein guter Einstieg für das diesjährige Super-Landtags-Wahljahr: Noch nie sah man in den Landeshauptstädten so viele „Dead Men Walking“.

Ich selbst passe mich hervorragend an:

Ich spiele mit Leidenschaft „Plants vs. Zombies“ und das Browserspiel zur Zombie-Apokalypse: „Die Verdammten„. Außerdem bin ich ja selbst ganz schön „deaf“. (HAHA, Gehörlosen-Humor! Umm…) Und nachdem ich letzte Nacht kein Auge zumachen konnte, schlurfe ich herum wie ein Zombie. Schließlich sollte ich Lapis das Netzwerk neu machen und merke, dass ich mehr GEHIRN brauche.

Was mich allerdings immer beschäftigt hat und vielleicht kann da ja mal jemand mit einer Theorie aufwarten: Warum greifen sich Zombies grundsätzlich nicht untereinander an?

3.1.2011: Frohes Neues …


Bevor ich mit meiner Neujahrsansprache fortfahre, habe ich eine sehr persönliche Botschaft an das Jahr 201o:

Fuck off, BITCH!

So, das musste mal gesagt werden.

Wie man an der letzten Miszelle sehen kann, ist dieses Blog seltsamerweise „erfolgreich“. Zumindest nach WordPress Maßstäben. das wundert mich etwas. Nicht, dass ich meine private Öffentlichkeitsarbeit nicht mögen würde. Ich habe mich irgendwie an das Blog gewöhnt. Ich kriege zum Beispiel gar keine Anfälle mehr, wenn mir das Schuldgefühl auf den Kopf haut und mahnt, ich solle endlich wieder etwas schreiben. Man kann lernen, mit der Schuld zu leben. *räusper*

Ach ja, 2011.

Also. Alle guten Vorsätze vom letzten Jahr habe ich tatsächlich eingehalten. Was nicht schwierig war – ich hattte keine.  Damit halte ich es auch dieses Jahr, denn man kann von sich sowieso nur enttäuscht werden.

Bei den Miszellen steht im Sommer das Fünfjährige an und vielleicht bin ich nicht zu faul, mir etwas besonderes dazu auszudenken. Ich habe eine Facebook-Seite für die Miszellen angelegt, aber noch keine Ideen, was ich damit anfange: http://www.facebook.com/pages/Meine-Miszellen/
Tipps und Ideen sind gerne gesehen.

Ach ja, doch ein guter Vorsatz. Mir ist (mal wieder) aufgefallen, dass ich zum Schwafeln neige. Zumindest hier. Das will ich gern abstellen.

Jetzt.

2.1.2011: 2010 in review (Danke, WordPress)


The stats helper monkeys at WordPress.com mulled over how this blog did in 2010, and here’s a high level summary of its overall blog health:

Healthy blog!

The Blog-Health-o-Meter™ reads Wow.

Crunchy numbers

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A Boeing 747-400 passenger jet can hold 416 passengers. This blog was viewed about 7,600 times in 2010. That’s about 18 full 747s.

 

In 2010, there were 45 new posts, growing the total archive of this blog to 343 posts. There were 26 pictures uploaded, taking up a total of 14mb. That’s about 2 pictures per month.

The busiest day of the year was May 11th with 269 views. The most popular post that day was Die Ameise und die Heuschrecke.

Where did they come from?

The top referring sites in 2010 were trident-online.de, de.wordpress.com, search.conduit.com, google.de, and molochronik.antville.org.

Some visitors came searching, mostly for axolotl, die ameise und die heuschrecke, miszellen, carmen nebel nackt, and schwarze männer.

Attractions in 2010

These are the posts and pages that got the most views in 2010.

1

Die Ameise und die Heuschrecke February 2008

2

23.7.2010: Axolotl Roadkill, gelesen – beinahe July 2010

3

Was ich in meinen Ferien gemacht habe. October 2008
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Romantik April 2007
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9.11.2006 November 2006
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